Ernährungswissenschaftler tun sich schwer, direkte Ursache-Wirkungs-Beziehungen zwischen Lebensmittelzusammensetzung und menschlicher Gesundheit und Longevity nachzuweisen, da viele Faktoren den Einfluss von Ernährung auf das Gesundheitsbild beeinflussen können. Diese Faktoren können genetische Einflüsse, Umweltfaktoren, Lebensstil und soziale Bedingungen sein.
Eine Möglichkeit, um diese Herausforderung zu überwinden, besteht darin, epidemiologische Daten zu sammeln und auszuwerten. In epidemiologischen Studien werden große Gruppen von Menschen beobachtet und ihre Ernährungs- und Lebensweise sowie ihre Gesundheitsparameter untersucht, um mögliche Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren zu identifizieren.
Eine der größten epidemiologischen Datensammlungen ist die UK Biobank, die seit 2006 Daten von mehr als 500.000 Männern und Frauen sammelt. In dieser Studie wurden die Teilnehmer zu ihrem Lebensstil, ihrer Ernährung und ihrer Gesundheit befragt, wobei auch ihre genetischen Daten ermittelt wurden. Diese Informationen werden verwendet, um mögliche Zusammenhänge zwischen Ernährung, Lebensstil und Gesundheit zu untersuchen.
Eine andere Möglichkeit, um Informationen über die Auswirkungen von Ernährung auf das menschliche Gesundheitsbild zu erhalten, besteht darin, kleinere Studien durchzuführen und diese in Metaanalysen zusammenzufassen. Eine Metaanalyse ist eine statistische Analyse, bei der mehrere Studien mit ähnlichen Forschungsfragen und Methoden zusammengefasst werden, um die Gesamtwirkung zu untersuchen. Diese Methode kann dazu beitragen, die Ergebnisse einzelner Studien zu stabilisieren und das Gesamtbild der Forschung zu verbessern. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Metaanalysen auch ihre eigenen Limitationen haben, wie beispielsweise die Qualität der ursprünglichen Studien und die Möglichkeit von Verzerrungen durch die Zusammenfassung von unterschiedlichen Studien.
Eine weitere Herausforderung in der Ernährungsforschung besteht darin, dass es schwer ist, den Einfluss von einzelnen Lebensmitteln auf das menschliche Gesundheitsbild zu isolieren. Dies liegt daran, dass Menschen oft eine Vielzahl von Lebensmitteln und Ernährungsweisen konsumieren und dass verschiedene Lebensmittel gleichzeitig viele verschiedene Nährstoffe enthalten können.
Fokus auf pflanzenbasierte Ernährung
Trotz dieser Herausforderungen gibt es in der Ernährungswissenschaft einige gesicherte Erkenntnisse, wie beispielsweise die Bedeutung eines hohen Verzehrs von Obst und Gemüse für eine gesunde Ernährung. Die gesundheitlichen Vorteile einer pflanzlichen Ernährung sind nicht zuletzt auf bestimmte Stoffklassen zurückzuführen, die in Pflanzen enthalten sind und für verschiedene Gesundheitsvorteile verantwortlich sind. Eine dieser Stoffklassen sind Ballaststoffe, die für eine bessere Verdauung sorgen und für das Mikrobiom des Darms wichtig sind. Ein hoher Ballaststoffgehalt in der Nahrung führt zu einer höheren Vielfalt von Bakterien im Darm, was das Risiko für verschiedene Krankheiten, wie Diabetes Typ 1, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und Asthma, reduziert.
Eine weitere Stoffklasse, die in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten ist und für die Gesundheit wichtige ist, sind pflanzliche Fette. Diese haben ein geringeres Cholesteringehalt und enthalten weniger gesättigte Fettsäuren als tierische Fette, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduziert.
Pflanzliche Lebensmittel haben auch eine geringere Energiedichte als tierische Lebensmittel, was bedeutet, dass man mehr Masse essen muss, um seine Energiebedürfnisse zu decken. Gleichzeitig haben Obst und Gemüse eine höhere Nährstoffdichte als Fleisch, da sie Vitamine und Sekundärmetabolite enthalten, die in Laborstudien für verschiedene gesundheitliche Vorteile nachgewiesen wurden, wie zum Beispiel das Verhindern von Tumorwachstum und die Bekämpfung von Entzündungsprozessen.
Insgesamt zeigen diese Stoffklassen, dass eine pflanzliche Ernährung zahlreiche gesundheitliche Vorteile bietet, die auf die verschiedenen Inhaltsstoffe dieser Lebensmittel zurückzuführen sind.
Die Harvard School of Public Health und die Weltbank haben gemeinsam die „Global Burden of Disease“-Studie ins Leben gerufen, um weltweit kontinuierlich Krankheitsdaten zu sammeln. Norwegische Forscher haben diese Daten untersucht, um herauszufinden, ob bestimmte Ernährungsweisen mit Krankheiten korreliert werden können und ob das Risiko für bestimmte Krankheiten in verschiedenen Ernährungsweisen liegt. Die Ergebnisse zeigen, dass ein Wechsel von einer typisch westlichen, fleischhaltigen Ernährung zu einer pflanzenbasierten Kost mit vielen Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten zu mehr als zehn gesunden Lebensjahren führen kann. Auch im Alter kann eine Ernährungsumstellung zu einem längeren Leben beitragen, 80-Jährige könnten ihr Leben um drei Jahre verlängern.
Ist vegetarische Ernährung automatisch gesund?
Obwohl eine pflanzliche Ernährung viele gesundheitliche Vorteile bietet, sollte man nicht vergessen, dass auch tierische Lebensmittel wichtige Inhaltsstoffe enthalten, die in pflanzlichen Lebensmitteln nicht oder nicht so einfach vorhanden sind. Nur weil jemand vegetarisch oder vegan lebt, bedeutet das noch lange nicht, dass er sich gesund ernährt. Beispielsweise müssen Veganer Vitamin B12 substituieren und sollten darauf achten, ausreichend Calcium, Eisen und Eiweiß aufzunehmen, die in Fleisch- und Milchprodukten leichter verfügbar sind als in pflanzlichen Lebensmitteln.
Der Trend zu pflanzenbasierter Ernährung und hochverarbeiteten Lebensmitteln wie veganer Wurst oder veganem Käse wird von Experten skeptisch beobachtet, da diese Lebensmittel häufig stark verarbeitet sind. Stoffwechselexperte Kevin D. Hall von den National Institutes of Health in den USA führte ein Experiment durch, um die Auswirkungen von hochverarbeiteten Lebensmitteln auf das Gewicht zu untersuchen: 20 übergewichtige, aber ansonsten gesunde Probanden wurden 28 Tage lang stationär in seiner Klinik aufgenommen und erhielten entweder hochverarbeitete Speisen oder normale Lebensmittel, die nach zwei Wochen gewechselt wurden. Beide Ernährungsweisen hatten die gleichen Gehalte an Zucker, Fett, Eiweißen, Kohlenhydraten und Ballaststoffen und die gleiche Kaloriendichte. Die Teilnehmer durften so viel essen, wie sie wollten, und die Forscher notierten die Kalorienzufuhr und Gewicht der Probanden.
Risikofaktor hochverarbeitete Lebensmittel
Die Ergebnisse zeigten, dass diejenigen, die hochverarbeitete Lebensmittel konsumierten, im Schnitt 500 Kilokalorien mehr am Tag aßen als die Gruppe mit unverarbeiteten Lebensmitteln. Zudem nahmen diejenigen, die hochverarbeitete Lebensmittel aßen, durchschnittlich ein Kilogramm zu, während die andere Gruppe bis zu ein Kilogramm abnahm.
Es geht demnach bei einer gesunden Ernährung nicht nur darum, Fleisch durch irgendwelche pflanzenbasierten Lebensmittel zu ersetzen, sondern insbesondere auf den Verarbeitungsgrad der Lebensmittel zu achten.
Die Idee, dass hochverarbeitete Lebensmittel zu Übergewicht führen können, wurde vom brasilianischen Ernährungswissenschaftler Carlos Augusto Monteiro publik gemacht, der feststellte, dass der Konsum von Tiefkühlpizza, Kartoffelchips, Softdrinks und anderen hochverarbeiteten Lebensmitteln in ärmeren Landesteilen Brasiliens mit zunehmendem Wohlstand zusammenhing. Monteiro entwickelte die sogenannte NOVA-Skala, die Lebensmittel in vier Kategorien (grün, gelb, orange, rot) einteilt, wobei grüne Lebensmittel unverarbeitet sind, wie Obst, Gemüse, Eier, Milch und Fleisch, während rote Lebensmittel hochverarbeitet und viele Zusatzstoffe enthalten.
Ziel: Vollwertige pflanzenbasierte Ernährung
Wir raten daher davon ab, hochverarbeitete Lebensmittel zu konsumieren, auch wenn sie pflanzlich sind, da sie viele Zusatzstoffe enthalten, insbesondere Aromen, die Fleischersatzprodukten ihren Geschmack verleihen. Wir empfehrlen anstatt dessen, Lebensmittel mit zusätzlichen Aromen im Regal stehen zu lassen, da sie in sieben von zehn Fleischersatzprodukten gefunden wurden. Die Produktion von Fleischersatzprodukten in Deutschland ist im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 16,6 Prozent auf 12.600 Tonnen gestiegen.
Und – um es nochmals zu verdeutlichen: die Annahme, dass pflanzenbasierte Lebensmittel automatisch gesund sind, ist ein Irrtum. Man sollte unbedingt die jeweiligen Inhaltsstoffe betrachten, um eine gesunde Ernährung zu gewährleisten. Ein Rindersteak kann eine bessere Nährstoffbilanz haben als ein veganes Steak. Hinzu kommt, dass Tierversuche gezeigt haben, dass hochverarbeitete Nahrung das Überessen fördert.
Um Konsumenten dabei zu unterstützen, hochverarbeitete Lebensmittel vermeiden zu können, wurde das Ernährungsprogramm Neatic (Natural eating with three ingredients checked) entwickelt. Die Grundregel dieses Programms ist, Aromastoffe, Zucker und Süßungsmittel zu meiden. Menschen, die ihre Ernährung auf pflanzliche Kost umstellen möchten, sollten sich vor dem Kauf der Lebensmittel informieren, um eine ausgewogene und gesunde Ernährung zu gewährleisten.
Unsere BIOCOACHES unterstützen Sie dabei, eine ausgewogene, gesunde Ernährung im Rahmen unseres Longevity Lifestyles nicht als leidige Pflichtübung zu verstehen, sondern als gerne und einfach umzusetzende Anpassung Ihres Speisezettels. Wie in vielen der oben genannten Studien belegt, weren Sie eine so achnelle und deitliche Verbesserung Ihres Wohlbefindens verspüren, dass Ihnen der neue Longevity Lifestyle sehr leicht fallen wird,